Heute gelaufen: 14,316 Kilometer
Seit meinem Start in Hamburg gelaufene Gesamtstrecke: 236.483 Kilometer
0950 – Mein Frühstück – Pan con Tomate, Café Americano, ein frisch gepresster O-Saft und ein süßes Brezel direkt an meiner Unterkunft – macht mich fit für den Tag. Meine Gewohnheit, nicht vor 12 Uhr mittags etwas zu essen, muss ich hier aufgeben – mein Körper braucht die Energie.
Zum Frühstück findet sich unserer illustre deutschsprachige Runde des gestrigen Abends wieder zusammen.
Es regnet wieder. Nein, es hat geregnet, bevor ich gestartet bin. Und es wird im Laufe des Tages immer mal wieder regnen. Oder windig sein. Entweder ist das, was ich anhabe, zu warm oder für den Wind zu dünn. Ein ständiges An- und Ausziehen verschiedener Kleidungsstücke wird mich heute durch den Tag begleiten. Und nerven.
Auch heute weiß ich noch nicht, wie weit ich laufe und wo ich übernachten werde. Santander oder Somo. Santander ist nur eine Fährfahrt von Somo entfernt, dennoch will ich mich erst vor Ort für eine Unterkunft entscheiden.
Selbstverständlich wähle ich den Weg an der Küste entlang. Eine Strecke, die vier Kilometern mehr länger sein wird, als der Landweg. Ist mir egal. Ich will Meer!
Bereits zwei Wochen unterwegs
Mir wird bewusst, dass ich heute vor genau zwei Wochen in Hamburg gestartet bin. Seit zwei Wochen lebe ich jeden Tag aus dem Rucksack. Packe am Abend aus und am Morgen wieder ein.
Seit zwei Wochen laufe ich täglich mal mehr, mal weniger Kilometer. Immer weiter in Richtung Santiago de Compostela. Manche Strecken finde ich unsinnig und wähle eigene.
Ist es normal, nach genau zwei Wochen sentimental zu werden? Was ist eigentlich normal?
Ich laufe auf den mehrere Kilometer langen Strand von Somo zu, während mich ein Radfahrer von hinten anspricht. Auf spanisch. Wir bleiben beide stehen und er spricht mich weiter auf spanisch an. Ich verstehe, dass das eine Santander, das andere ist Somo. Aber er will mir etwas anderes sagen.
Später, er ist mir auf seinem Rad gefolgt, hält er erneut an und unterhält sich weiter mit mir auf spanisch und Pantomime. Ah, er will, dass ich den Strand von Somo entlang laufe.
Lachend und dankend lehne ich ab. Ich habe bereits meinen Weg gefunden. Die App Komoot hat einen Weg für mich gefunden.
Somo
Auf dem Weg zur Fähre, welche mich nach Santander bringen soll, komme ich an einem Hotel vorbei, welches ich vorher bei Booking gesehen habe. Ich gehe rein und frage, ob sie ein Zimmer für mich haben und was sie für eine Übernachtung verlangen.
Der Herr an der Rezeption nennt mir einen noch besseres Angebot als die Buchungsplattform. Dieses fantastische Angebot – inklusive Frühstück – nehme ich gern an.
Meine Unterkunft* ist nur 350 Meter vom Strand entfernt. Selbstverständlich bin ich sofort, nach dem ich meine Sachen aufs Zimmer gebracht habe, dort hin.
Ich treffe einen jungen Pilger wieder. Er kommt gerade aus dem Atlantik. Das beeindruckt mich total – mir Frostbeule sind selbst 20 Grad Wassertemperatur noch zu kalt.
Seine Markenzeichen sind seine Barfußschuhe, welche er sich gerade wieder anzieht. Die sind es, woran ich ihn immer wieder erkenne.
Er und ich treffen uns auf unseren Wegen immer mal wieder. Unsere erste Begegnung war in der Albergue in Pasaia – er kam dort erst gegen zehn Uhr abends an. Zuletzt trafen wir uns auf der Fähre von Laredo nach Santoña. Morgen endet seine Tour, die Heimreise ist geplant.
Die spanischen Restaurants öffnen in den meisten Fällen erst wieder gegen acht Uhr abends. Ich sitze solange in einem Café am Strand bei einem Cerveza und einem Stück Tortilla. Die Sonne scheint. Der Regen ist vorbei. Hoffentlich für eine lange, lange Zeit.