Heute gelaufen: 15,734 Kilometer
Gelaufen seit meinem Start am 11.05. in Hamburg: 308,493 Kilometer
Mein ganz eigener Weg auf dem Camino del Norte.
0930 – Der Rucksack fühlt sich aufgrund der Pause wieder schwerer an. Dennoch starte ich voller Elan und Frohsinn meine heutige Etappe.
Was nicht nur daran liegt, dass der gestrige Abend mit Jörg schön war. Sondern auch, weil ich beschlossen habe, ein paar Dinge auf meinem Weg neu zu machen. Zumindest will ich es probieren. Irgendwie werde ich schon rein finden, in meinem ganz persönlichen Weg.
Ein Punkt meiner Veränderung ist, dass ich die nächsten Übernachtungen, bis einschließlich Samstag auf Sonntag, bereits vorgebucht habe. Vielleicht ist es das, was mich stresst. Die Jagd nach Nahrung gepaart mit der Suche nach einem Schlafplatz. Spätestens Sonntag bin ich schlauer.
Kurz nachdem ich gestartet bin, treffe ich Svenja wieder. Wie schön. Doch unser gemeinsames Laufen trennt sich schon bald wieder.
Ich treffe auf einen Spanier, der mir im Vorbeigehen einen Buen Camino wünscht. Gracias und ebenfalls einen Buen Camino. Er sagt, dass er nicht bis Santiago geht, sondern nur hier in der Gegend läuft. Ich erwidere, dass das genauso ein Weg ist. Er freut und bedankt sich.
Später erzählt er mir was von den Bergen im Hintergrund. Ich verstehe nur die Hälfte, freue mich aber trotzdem, mit wieviel Leidenschaft er redet. Außerdem sagt er, dass Santiago von hier aus noch 400 Kilometer entfernt ist. Ich lache. Na dann.
Ich höre Schritte hinter mir. Als der Mann an mir vorbei läuft, kommt er mir so bekannt vor. Er begrüßt mich mit „Mona“. Ich überlege kurz. „Pasaia“ sagt er.
Ja! Peter aus der Bretagne. Meine allererste Pilgerbekanntschaft! Wie sehr ich mich darüber freue, ihn wieder zu sehen. Es war ein großer Wunsch von mir, ihn wieder zu treffen. Es war auch sein Wunsch, sagt er.
Ich erzähle ihm von meinem Camino-Blues. Er sagt, dass er das auch schon hinter sich hat. Wir lachen beide, als wir unsere Stimmungen mit Stimme, Mimik und Gestik dramatisieren.
Er erzählt, dass er auf den Camino Primitivo wechseln will. Ob der Herausforderung der Berge. Ich erzähle ihm von Jörg, der mir gleiches gestern auch erzählte. Er sagt, er kennt ihn aus einer Bar in Santander. Ich kann es kaum glauben und zeige ihm ein Bild. Tatsächlich, wir reden vom gleichen Jörg. Wie klein die Pilgerwelt doch aus. Auch außerhalb von Herbergen.
Mein Ziel ist in wenigen Kilometern erreicht, er wird weiter laufen.
Ich liege in meinem Zimmer und es fängt an zu regnen. Ich bin froh, jetzt nicht mehr unterwegs zu sein. Hätte ich kein Zimmer vorgebucht, wäre ich sicher weiter gelaufen.
Alles ist für irgendwas gut.
Am Rande bemerkt: Das Preis-Leistungsverhältnis meines Zimmers* stimmt dieses Mal für mich nicht. Meine Abstellkammer taucht noch nicht mal in der Bildergalerie auf. Aber ich habe ein Bett zum Schlafen in einem Zimmer ganz für mich allein. Es ist sauber und ein Frühstück ist inklusive.
Im Gegensatz zum Hotel ist der Eigentümer der naheliegenden Sidreria* ein ganz Wundervoller – seine Ausstrahlung, sein Lächeln und sein Habitus sind warm, herzlich und zuvorkommend. Hier bin ich gern Gast.