Mein ganz eigener Weg auf dem Camino del Norte.
Heute gelaufen: 18,662 Kilometer
Gelaufen seit meinem Start am 11.05.2022 in Hamburg: 364,45 Kilometer
0909 – Kein Frühstück heute für mich im Hotel. Auch wenn der Duft von Kaffee und geröstetem Brot verführerisch durchs Treppenhaus zieht, während ich mit meinem Rucksack auf dem Rücken hinunter gehe.
Genau am Weg finde ich schnell ein Café und bestelle das Übliche: Pan con Tomate, Zumo Naturales (frisch gepressten Orangensaft), Tortilla und eine Café Americano grande.
Anna aus der Schweiz läuft an meinem Tisch vorbei. Wir kennen uns seit Güemes und unterhalten uns kurz. Sie setzt sich zu mir, wir essen und trinken gemeinsam.
Mir wird kalt – die Sonne scheint heute nicht – wir brechen auf und laufen gemeinsam einen Teil des Weges. Irgendwann lasse ich sie ziehen, bei ihrem Tempo komme ich außer Atem.
Später laufen wir dennoch zu viert: Thilo – ihn hatte ich bereits kurz in Comillas kennen gelernt, Swantje, Anna und ich.
Thilo und Anna haben ein gemeinsames Tempo und laufen bald vor, Swantje und ich scheinen auch ein Tempo gefunden zu haben. Zum ersten Mal laufe ich bewusst über mehrere Kilometer mit jemanden gemeinsam. Es macht mir Spaß.
Swantje und ich haben ein paar Gemeinsamkeiten: Wir kommen beide aus Hamburg, haben beide unseren Job aufgegeben und beide sind wir aktuell in einer Art Orientierungsphase.
In Priesca machen wir eine Pause. Sie lässt mich in ihrem Outdoor-Reiseführer zum Camino del Norte lesen. Ich will eine Entscheidung treffen, wie ich morgen weiter gehe: über Gijón oder über Oviedo. Seit zwei Tagen beschäftigt mich dieser Gedanke.
Heute Morgen hatte ich mir gewünscht, dass ich jemanden treffe, der dieses Outdoor-Buch dabei hat.
Entscheidung getroffen: Ich gehe über Gijón. Oviedo ist beim nächsten Mal dran.
Ich laufe weiter. Sie macht auch weiter – mit ihrer Pause.
Nur wenigen Landschaftsbilder von heute. Nicht, dass sie nicht schön wäre, die Landschaft. Aber Stimmungen und Momente bekommt man mit einem Foto nunmal nicht rübergebracht.
Heute merke ich auch zum ersten Mal den Unterschied zwischen Asphalt und Waldboden. Sehr krass, wie viel mehr meine Fußknochen durch Asphalt belastet werden.
Vor uns läuft heute eine Gruppe spanischer Wanderer: Eine Frau dieser Gruppe ist besonders auffällig. Verglichen mit Erdmännchen ist sie die Späherin. Sobald sie ein Auto sieht, warnt sie alle hinter ihr – sowohl ihre Gruppe als auch uns – mit dem lauten Ruf „COCHE“. Irgendwie lustig, aber auch hilfreich.
Bemerkenswert auch, wie die Aussprache an unser deutsches Wort KUTSCHE erinnert.
Villaviciosa ist eine kleine Stadt mit 6000 Einwohnern. Ich habe das Gefühl, sie schläft, als ich sie gegen 1500 erreiche.