5 – Von Pasaia bis San Sebastian auf dem Camino Santiago

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5 – Von Pasaia bis San Sebastian auf dem Camino Santiago

Gelaufene Strecke heute: 11 km (ist ja schließlich Sonntag)
Gelaufene Strecke seit Beginn: 67 km

° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °

0735 – Es geht los. Mein Rucksack ist heute noch schwerer. Die gesamte Wäsche von gestern, inklusive Handtuch, ist noch nass. Gut, dass wenigstens die Wäsche von vorgestern in dieser Nacht getrocknet ist. Nicht nackt gehen zu müssen, ist von großem Vorteil.

0800 – Ich bin sehr ergriffen von dieser Albergue der vergangenen Nacht. Ja, es gab Schnarcher, aber die Wärme und Güte, die der Hospitalero ausstrahlte, haben die subjektiv empfundenen Nachteile definitiv wieder wett gemacht.

Mein Ausblick heute Morgen. Von der oberen Etage des Doppelstockbetts, welches mir gestern zugeteilt wurde.

Alberguen werden sicher nicht zu meinen Lieblingsunterkünften. Ich mag es nicht, wenn ich ein Bett zugeteilt bekomme. Ich schlafe lieber allein, als mit fremden Menschen in einem Raum. Ich bestimme gern selbst, wann ich das Licht ausmache und wann ich aufstehe.

Dennoch verstehe ich jetzt das Konzept einer Albergue noch besser – es ist, als ob nach meiner selbsterlebten Erfahrung ein Schalter in mir umgelegt wurde – und ich verneige mich vor jedem Hospitalero und jeder Hospitalera, die diese Art der Unterkunft zur Verfügung stellen. Und wenn dies mit so viel Liebe, Herzblut und Engagement betrieben wird, wie von den beiden gestern – leider habe ich versäumt, nach den Namen zu fragen – um ein Vielfaches mehr.

Ich bedanke mich zutiefst für diese wunderbare Erfahrung in der Albergue Santa Ana in Pasaia. Die ich, wenn man Alberguen mag oder sich darauf einlassen will, von ganzem Herzen empfehlen kann.

In allem die Liebe sehen.

Diese Erkenntnis traf mich heute Morgen. Ja, richtig, das ist es, weshalb ich mich auf den Weg gemacht habe. Und ich denke, dass es die Erfahrung mit der Albergue gewesen ist, dass mir dieser Satz wieder in den Sinn kam.

Adiós Pasaia. Oben rechts im Bild sieht man die wunderbare Albergue Santa Ana.
Kein Ende in Sicht. Beschrieben wird diese Treppe als „sehr anstrengend“. Und sie ist es! Was hier zu sehen ist, ist nur der erste und kleinste Teil der Treppe, deren Anfang sich auf Höhe des Meeresspiegels befindet.
Geschafft! 76 Höhenmeter können anstrengend sein! Der Höhenunterschied zwischen mir und dem Meer ist zu erkennen oder?
Was für ein Ausblick. Da sind die vorherigen Strapazen fast egal. Dennoch löst die Idee, heute Nacht in San Sebastian zu übernachten, immer mehr Begeisterung in mir aus.

Am Morgen war noch geplant, dass ich heute bis Zarautz gehe. Erste Zweifel kamen bereits, nachdem ich die Kilometerzahl sah: 29 irgendwas. Puh! Echt jetzt?! Der Weg gestern war herausfordernd.

Grün so weit das Auge reicht. Einfach nur schön. Und in der Mitte ein altes Aquädukt.
Begeisterung pur!
Ein kurzer Blick zurück. Weil’s so schön ist.
San Sebastian in Sichtweite.

1100 – Das erste offene Lokal in San Sebastian ist meins. Völlig k. o. von den ganzen Auf- und Abstiegen will ich hier rein. Meine Vorstellung: Bei einem Kaffee treffe ich die Entscheidung, ob ich weiter gehe oder nicht.

Ich betrete das Restaurant und das Lied A message to you rudy von The Specials läuft gerade. Noch mit dem Rucksack auf den Schultern fange ich sofort an zu tanzen. Was geht’s mir gut!

Ich habe endgültig entschieden, für heute nicht mehr weiter zu laufen. Einzige Bedingung: meine Unterkunft muss an meinem weiteren Weg liegen. Und wenn möglich, möchte ich ein Zimmer ganz für mich allein.
Kurze Zeit später: Das letzte Einzelzimmer war für mich. Mein Hotel ist noch gut drei Kilometer entfernt.

Ich liebe Pilgerbekanntschaften

In diesem Restaurant treffe ich auf einen Pilgerer, den ich gestern bereits in der Albergue kennen lernte. Dort stellte sich nach einem kurzen Gespräch in englisch heraus, dass wir beide aus Deutschland kommen und es für beide die erste Übernachtung in einer Albergue ist.

Heute stellte sich heraus, dass wir noch sehr viel mehr Parallelen haben. Nicht nur, dass es für uns beide der erste Camino ist und wir beide am Morgen in Pasaia starteten, sondern auch, dass wir unabhängig voneinander beschlossen haben, die heutige Strecke in San Sebastian zu beenden.

Wir liefen ein kurzes Stück gemeinsam – sein Hotel war früher am Weg als meins – und stellten fest, dass auch unsere Vergangenheit Parallelen aufweist.

Und ich habe durch unser Gespräch eine Möglichkeit aufgezeigt bekommen, wie es in meinem Leben weiter gehen könnte.

Spannend, was mir das Leben bietet. Ich bin gespannt, was noch alles möglich ist.

Am zweiten Strand von San Sebastian sind noch mehr Menschen als am ersten.
Gleich geschafft. 29 Grad sind nach über 500 Höhenmetern Auf-und Abstieg noch wärmer.

Wow! Was für ein Hotelzimmer! Nach meiner Erfahrung in Hondarribia war ich sehr skeptisch. Doch ich wurde eines besseren überrascht. Ich bin wirklich absolut begeistert und kann das Hotel Ilunion San Sebastián nur empfehlen. Und erst recht, wenn es zu einem so günstigen Kurs wie heute zu bekommen ist.

1645 – Es regnet und hagelt in San Sebastian. Ich sitze trocken bei einem Glas Tinto im wundervollen Malandrino. Sehr empfehlenswert, dieses Restaurant. Das Personal ist wunderbar – freundlich, zugewandt und zuvorkommend – der Wein ist gut (je nach Wahl und Geschmack) und günstig (siehe Bild) und das Essen ist lecker. Italien in Spanien hat man schließlich nicht jeden Tag.

Der Salat war bereits gegessen, bevor ich ihn fotografieren konnte.
Dankbar, das Malandrino entdeckt zu haben.

Ich bin gespannt, wie weit mich meine Füße morgen tragen. Bis nach Zarautz? Und auch darauf, was mich noch alles erreicht.

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4 Kommentare

  1. Liebe Mona,

    ich grüße dich auf deinem Weg. Du reißt mich mit deinen Erlebnissen und Erkenntnissen total mit. Am liebsten würde ich mir auch den Rucksack aufsetzen und lospilgern. Aber meine Zeit ist wohl noch nicht gekommen…

    1. Hej liebe Steffie,
      ich freue mich, wenn meine Texte dich berühren und danke dir für deine wundervollen Zeilen. Sie bestärken mich, weiter zu schreiben.

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