01. November 2022
Direkt durch Hamburg – hier wohne ich derzeit – führt ein Jakobsweg – die Via Baltica. Die Via Baltica beginnt im polnischen Swinemünde und endet in Bremen. Auf ihren 360 km führt sie leider (für mich!) nicht an der Ostseeküste entlang. Jedoch verläuft die Via Baltica durch Städte wie Greifswald, Rostock, Wismar und Lübeck.
Meine spontane Idee: Ich laufe die Via Baltica in einzelnen Tagesetappen. Aktuell ist alles, was ich in kurzer Zeit und unkompliziert von Hamburg aus erreichen kann, für mich machbar. Auf was anderes will ich mich nicht nur aufgrund der Wetterlage – im November, im Winter – nicht einlassen. Gedacht – getan: Meine erste Etappe steht fest.
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Mit der U1 fahre ich vom Bahnhof Hudtwalckerstraße bis zum Bahnhof Ochsenzoll, um dann in den Bus 7550 zu steigen. Der bringt mich zu meinem gewählten Startpunkt: Kayhude, Segeberger Straße. Meinen heutigen Weg beginne ich mit einem späten Frühstück in der Landbäckerei Matthiessen, welche nur wenige Meter hinter der Haltestelle liegt.
Ein gut gewählter Start, mein halbes belegtes Brötchen und meine Erdbeer-Mascarpone-Schnitte (beides leider nicht vegan) sind ausgesprochen lecker. Ich freue mich schon jetzt, hier wieder einzukehren, wenn ich die Via Baltica von der anderen Seite laufe.
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Mein Herz geht auf, als ich die ersten Pilgerwegzeichen und auch Alsterwanderwegzeichen sehe. Der Pilgerweg soll hier auch gleichzeitig der Alsterwanderweg sein. Den Abzweig in den Wald muss ich einen Moment suchen – das viele Laub macht es nicht wirklich einfacher.
Wow, was für ein Blick, was für ein Gefühl, hier mitten im Wald ganz allein unterwegs zu sein. Ich freue mich wie ein kleines Kind, als meine Füße durch das viele Laub rascheln.
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Da alles fast gleich aussieht und Wege nur bei genauerer Betrachtung erkennbar sind – und ganz sicher nicht in meinem beseelten Zustand – verlaufe ich mich. Ich bemerke zwar, dass ich nicht mehr mit dem Flusslauf laufe und mir das Wasser entgegen fließt – aber es ist mir egal. Irgendwann schaue ich dann doch auf komoot nach. Na gut, ich drehe um.
Später, als ich mir die Aufzeichnung meines Weges ansehe, sehe ich, dass ich, wäre ich diesem Weg weiter gefolgt, am Parkplatz des Restaurants Heidkrug rausgekommen wäre. Dort, wo ich zu Beginn bereits den Weg in den Wald hinein gesucht hatte.
Begegnungen
Nach den ersten, sehr einsamen Kilometern treffe ich auf Hunde. Viele Hunde. Sehr viele Hunde. Selbstverständlich mit Menschen dabei.
Ein Paar, welches Rast an einer Bank machte und bestimmt zehn oder 15 Hunde bei sich hatte, fragte ich, ob das alles ihre Hunde sein. Nein, sie haben eine Tagestätte für Hunde.
„Das ist unser Job.“ sagt mir die Frau stolz.
„Das ist perfekt.“ antworte ich und freue mich mit ihr.
„Das finden wir auch.“ sagt sie mir zum Abschied.
Je näher ich an Hamburg herankomme, desto mehr Menschen begegne ich. Menschen mit Hund, Menschen ohne Hund, Paare, Radfahrerinnen und Schülerinnen auf dem Heimweg. Nur wenige reagieren nicht auf mein Lächeln. Das ich lächle, bemerke ich oft erst am Lächeln der Anderen. Wie schön, mein Glück steht mir ins Gesicht geschrieben. #love
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Nach zehn Kilometern will ich einen Pause machen. Zunächst finde ich keinen Platz in der Sonne und werde dann doch noch auf großen freien Fläche mit angrenzendem Spielplatz fündig. Scheinbar ein Mini-Tor aus Edelstahlstäben – für mich ein Sitzplatz in der Sonne. Grandios: Es ist der erste November und ich sitze im T-Shirt und esse belegte Brote. Bis mir kalt wird, ich meine Jacke anziehe und kurze Zeit später dann auch weiter laufe. Mir ist weiterhin kalt, dank der Bewegung gibt sich das schnell.
Fazit des Tages
Diese Etappe der Via Baltica ist wunderwunderschön. Ganz selten Straße oder Asphalt – und wenn, dann nur kurz oder zum Überqueren.
Mit nur wenig Gepäck im Rucksack läuft es sich leichter als mit einem schweren Rucksack. Meine Füße taten dennoch weh und ich hatte erneut nach ca. 15 Kilometern keine wirkliche Lust mehr. 15 Kilometer scheinen meine magische Grenze zu sein. Mal sehen, ob es mir gelingt, diese Grenze dauerhaft – und nicht nur bei besonders schönen Strecken wie auf meinem Camino del Norte – zu erhöhen.
Auch wenn ich an meine Grenzen gekommen bin – jeder einzelne Meter dieser Strecke war wundervoll. #love
Mein Tag in Zahlen und Bildern
Heute gelaufen: 17,3 Kilometer
Gesamtanstieg: 120 Meter
Gesamtabstieg: 110 Meter
Gesamtstrecke Via Scandinavica gelaufen:
17,3 Kilometer von 360 Kilometern
Meine Wegaufzeichnung inkl. Bildern an der Strecke bei Komoot:
E26 Via Baltica – Von Kayhude nach Hamburg Poppenbüttel