Ich war noch nie auf Sylt. Bis heute.

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Ich war noch nie auf Sylt. Bis heute.

Eine ganze Woche bin ich nun, seit meinem Sturz auf dem Camino del Norte, wieder zu Hause. Und aufgrund meiner Verletzung ging meine tägliche  Bewegung an den ersten beiden Tagen von 100 auf Null zurück. Sehr ungewohnt.

Meinen ersten Tag verbrachte ich noch damit, wie und wann und wo entlang ich meinen Camino weiter gehen werde. Viel gerechnet, viel recherchiert – aber der Plan bis Gijón steht. Es sind ca. 130 Kilometer, dich ich vor Gijón noch nicht gelaufen bin und dich ich dann, wenn es weiter geht, voran stellen werde.

Am zweiten Tag zu Hause plante ich den gemeinsamen Urlaub mit meiner wunderbaren Tochter. Bordeaux, San Sebastian und Bilbao. Wir freuen uns beide.

Dennoch fällt mir die Decke auf den Kopf. Ein bisschen. Ich möchte raus. Möchte was sehen, was erleben. Mich bewegen.

In einer ruhigen Minute kam mir die Idee, hier im Norden verschiedene Orte zu bereisen. Das geht auch gut mit eingeschränkter Mobilität.

So viele Jahre wohne ich nun schon Hamburg und kenne kaum Orte in dieser Gegend. Der Norden war nie sonderlich reizvoll für mich. Zu kalt, war mein Vorurteil.

Also setzte ich eine Liste mit Orten auf, die ich bereisen möchte und die in relativ kurzer Zugfahrt zu erreichen sind. Eine lange Liste ist entstanden. Und das aktuelle „9-Euro-Ticket“ passt dazu ausgezeichnet.

Sylt

Ich war noch nie auf Sylt. Von daher soll Sylt mein erstes Ziel werden.

Ich schaue nach, ob das 9-Euro-Ticket auch auf der Strecke Hamburg – Sylt gilt und lande prompt in diesem Beitrag. Hier lese ich, dass viele das Ticket nutzen, die Insel wohl sehr voll ist, auch mit Klientel, welches wohl nicht so gern gesehen ist.

Ich höre auf mit Lesen und will mir selbst ein Bild machen. Gleich am nächsten Tag soll es losgehen. Mit dem ersten (06h40) oder dem zweiten (07h40) Zug.

Es ist der dritte Zug des Tages geworden. In dreieinhalb Stunden bin ich auf Sylt.

Abfahrt in Hamburg Altona.
Noch ist der Zug leer und ich kann meinen bandagierten Fuß hochlogen. Laufen kann ich besser ohne Bandage.

Der Zug wird voller und voller

An jeder Station – und es sind viele Zwischenhalte bis Sylt – steigen Menschen aus. Aber vielmehr Menschen als aussteigen steigen ein. So ist der Zug am Ende so voll, dass selbst in den Gängen im Großabteil gestanden werden muss.

Mit 12minütiger Verspätung rollt der Zug dem Bahnhof auf Sylt ein. Die Massen strömen aus dem Zug. Ich lasse sie und nehme mir Zeit. Ich will Sylt auf mich wirken lassen.

Meine ersten Schritte auf Sylt sind wacklig. Habe ich mich doch von diesem einen Artikel, den ich gestern gelesen hatte, bereits beeinflussen lassen?

In der Fußgängerzone begegne ich mehreren Gruppen von Punks. Ich find’s lustig. Sie scheinen wirklich nicht in das Bild des gern noblen Sylts zu passen.

Am Ende der Fußgängerzone – ich will zum Strand hinunter – muss ich lachen. Hier steht ein Häuschen und du musst „Eintritt“ zahlen. Tagestouristen zahlen vier Euro. Vermutlich haben die, die länger bleiben, das in ihrem Übernachtungspreis inkludiert.

Lachen muss ich vor allem aus dem Grund, dass ich gerade in Spanien war und dort stets und ständig freien Zugang zum Meer hatte.

Das ist auch der Grund, warum ich kurz überlege, nicht am Strand entlang zu gehen. Doch ich zahle die vier Euro – cash, mit Karte bezahlen geht nicht – und bin im Besitz einer „Tagesgästekarte Insel Sylt“.

Ein älterer Herr liest neben mir laut die Anzeigetafel über die verschiedenen Temperaturen, Wasserstände und Uhrzeiten. Auch hier bin ich nun im Bilde.

Ganzschön schön. Rechts die hohen Dünen, links das Meer und dazwischen weißer Sand.

Hinter der Bezahlschranke gibt es einige Restaurants, Bars und Kneipen. Und es gibt sie, die Tagestouristen, die nicht bereit sind, Eintritt zu zahlen um den Strand zu sehen. Egal, ob sie es nicht können oder nicht wollen. Schade, dass Sylt hier seinen Beitrag dazu leistet, eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu erhalten, zu erschaffen, zu wasauchimmer.

Es gibt Streckenabschnitte, da sind Quallen so weit das Auge blickt. Und die Vorstellung, auf eine von ihnen zu treten, ist gruselig. Also ist besondere Vorsicht angesagt.
Ich verlasse den Strand über viele Stufen und mir bietet sich eine wunderbare Dünenlandschaft, hier auf Sylt.

Barfuß laufe ich weiter auf dem Radweg. Vielmehr pendle ich zwischen Radweg und Grünstreifen. Ich habe Hunger und will etwas essen. Das vorherige Restaurant war wegen Überfüllung geschlossen.

Am nächsten Übergang zum Strand werde ich fündig. Im Marinara Beachclub. Chillige Musik kommt aus den Boxen und sie versprechen Neapolitanische Pizzen. Lecker.

Auch hier steht ein kleines Haus, an dem du vier Euro bezahlen darfst, wenn du an den Strand möchtest. Aber es ist leer.

Wissend, dass auf der rechten Seite die Nordsee ist. Leckerstes Essen und guter Wein im Marinara Beachclub.

Nach dem Essen, ich will wieder zum Strand runter, spricht mich ein Paar an. „153.“ Ich schaue sie fragend an. „Wenn sie einen Strandkorb möchten, die 153 ist bezahlt und jetzt frei.“ Ich freue mich über das Angebot. Dennoch nutze ich es nicht. Sitzen hatte ich gerade, jetzt will ich laufen.

Wieder unten am Meer denke ich, dass irgendwas fehlt. Mir fällt auf, dass ich zwar meinen Rucksack dabei habe, aber meine kleine Tasche, in der Geld, Telefon, Kreditkarte und Schlüssel drin sind, ist nicht mehr bei mir.

Fluchend stapfe ich durch den Sand zurück. Die vielen, vielen Treppen, die über die Düne führen, nehme im Eiltempo. Doch mein Tisch, an dem ich vor wenigen Minuten noch gesessen habe, ist leer. Ich frage nach. Habe ich ein Glück! Der aufmerksame Kellner hat sie für mich verwahrt. Nun ist alles wieder gut.

Abendstimmung.
Auch die Möwe genießt die Aussicht. Und ganz bestimmt auch das Rauschen des Meeres.

Ich wähle denselben Weg zurück. Direkt durch die Fußgängerzone. Umwege und Abwege – um die Gegend zu entdecken – traue ich mir aufgrund meiner Verletzung noch nicht zu.

Ein Eis auf dem Weg ist noch drin. Und während ich anstehe, entdecke ich direkt nebenan eine Weinbar. Ich entscheide mich um, verlasse die Schlange und sitze wenig später bei einem leckeren Glas Chardonnay. Der aufmerksame Besitzer des Weinladens stellt mir meinen Tisch sogar in die Sonne.

Weiter auf dem Weg zum Bahnhof gibt es dann auch noch ein Eis für mich. Das Leben ist schließlich zum Genießen da.

Windschief. Skulpturen vor dem Sylter Bahnhof.

Wow, denke ich, als ich die App ausschalte, die meinen Weg aufzeichnet. Sieben Kilometer waren es dann doch, die ich heute gelaufen bin. Das hätte ich nicht gedacht.

Auf dem Hindenburgdamm. Schon faszinierend, wie eine Insel einfach so mit dem Festland verbunden wird.

Die Rückfahrt zieht sich. In Itzehoe kommt die Durchsage, dass es hier einen planmäßigen Aufenthalt bis 21h39 gibt. 25 Minuten! Aber auch die gehen vorbei und wir rollen weiter. Pünktlich um 22h22 rollen wir in Hamburg Altona ein.

Fazit: Es war ein schöner Tag. Ein gelungener Tag. Sylt, ich werde wieder kommen. Mir ein Rad ausleihen und damit die Insel erkunden. Oder auch, um laufend deine Gassen zu erkunden, wenn es dann wieder geht.

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