Als alleinreisende Nichtwanderin unterwegs auf dem Jakobsweg. Hier auf dem Spanischen Küstenweg, dem Camino del Norte.
0715 – Es dämmert, als ich durch die Tür des modernen Treppenhauses nach draußen trete. Die schlichte Eleganz des Treppenhauses und das Ambiente des Hostal Alvarez, dessen Rezeption sich in der zweiten Etage befindet, passen nicht zusammen.
Nach nur 560 Metern erreiche ich den Bahnhof in Oviedo. Der Fahrkartenautomat lässt nicht zu, dass ich die Sprache ändere. Sofort kommt mir ein Mann mit gelber Weste zur Hilfe. Sein Vorgesetzter, er trägt einen dunklen Anzug und riecht nach Zigarettenrauch, kommt dazu und sagt mir, dass ich auf Bahnsteig eins muss und erklärt mir den Weg dorthin.
Im Zug sitzend darf ich einen fantastischen Sonnenaufgangs beobachten. Ich fahre einem tief dunkelroten Himmel entgegen.
Innerhalb einer halben Stunde bin ich in Avilés angekommen. Und ich überlege kurz, ob ich mit dem Zug nach Salinas weiter fahre. Das wäre mein Ziel gewesen, wäre ich von Gijón gestartet.
Da ich eine Stunde warten müsste, fällt die Auswahl leichter: Meine Wahl fällt auf den seit 2017 gültigen Weg. Der Strand, den ich auf dem alten Weg sehen würde, reizt mich zwar auch. Doch noch mehr reizen mich heute die zwei Kilometer, die der neue Weg kürzer sein soll. Und experimentierfreudig wie ich bin, ergeben sich auf diesem Weg noch zwei weitere Stellen, an denen ich nicht dem offiziellen Weg folge. Und vermutlich weniger Kilometer laufe.
Es ist ein schöner Weg. Viel Wald und unbefestigtem Wege. Das Auf und Ab ist anstrengend. Für mich. Im Grunde nur für meine Füße. Gibt es etwas, dass die Füße nicht so weh tun?
Eine Freundin sagte, dass Wanderschuhe dazu da sind, müden Füßen Schutz zu geben. Ich habe das Gefühl, dass meine Füße in den Wanderschuhe viel schneller müde werden. Das Gewicht und die Festigkeit sind meine Füße – die sonst am liebsten barfuß unterwegs sind – nicht gewöhnt.
Mindestens 300 Kilometer haben sie noch Zeit, sich an die Schuhe zu gewöhnen. Doch morgen sind erstmal wieder meine Trekkingschuhe dran. Sollte es doch mehr Gelände geben, wechsle ich. Ich habe ja alles dabei. ?
Heute laufe ich am Flughafen Asturiana vorbei. Auf dem Weg, an dem ich erst im Juni – mit Tränen in den Augen – im Bus vorbei gefahren bin. Traurig, meinen Weg abbrechen zu müssen. Aber aus Abbrechen wurde Unterbrechen und ich bin wieder unterwegs.
Auf dem Weg sehe ich ein paar blaue Kopfhörer und laufe vorbei. Dann macht es klick – ich drehe um und hänge sie an meinen Rucksack. Es ist unwahrscheinlich, dass der Mensch, der sie verloren hat, zurück läuft. Wie meine Geschichte an Tag vier, als ich meine gelben Lieblingssocken auf dem Weg verloren habe und sie mich wieder gefunden haben. (Gerade fällt mir auf, dass ich die noch gar nicht veröffentlicht habe. Ich gebe mein Bestes!)
Ein vorbei laufender Pilgerer sieht mich und die Kopfhörer und wir kommen ins Gespräch. Ich frage ihn, ob er heute in einer Albergue nächtigt. Als er bejaht, bitte ich ihn, sie mitzunehmen. Die Chancen sind größer, wenn er sie bei sich trägt.
Später treffe ich ihn in La Florida wieder und er erzählt mir, dass die Kopfhörer ihren Besitzer wieder gefunden haben. Wie schön!
Meine heutige Unterkunft in Soto del Barco
Das Hotel liegt direkt am Camino del Norte und ich habe es schon gebucht, als ich – noch in Hamburg – mir den Weg zurecht gelegt habe.
Auch wenn ich – aufgrund anderer positiver Erfahrungen auf meinem Camino 2.0 – mehr erwartet habe, bin ich beeindruckt. Es gefällt mir.
Als ich das Hotel betrete, ist es 14 Uhr. Das Spa öffnet erst um 17 Uhr. Schade, ich hatte mich auf eine Runde Schwimmbad und Whirlpool gefreut. Also lasse ich mir kurzerhand die Badewanne einlaufen und gönne meinen müden Muskeln diese Entspannung. Bemerkenswert, da Baden sonst überhaupt nicht meins ist. Ich bin die, die das Duschen liebt.
Im und rund um das Hotel ist alles sehr weitläufig. Es gibt viele Angestellte.
Heute ist in Asturien Feiertag. Tag der Asturianer. Das erinnert mich an die ältere Dame von gestern – sie erzählte mit so viel Stolz und Herzblut von und über die Asturianer.
Gelaufene Strecke Camino 1.0: 387,317 Kilometer
Bisher gelaufene Gesamtstrecke auf dem Camino 2.0 seit meinem Start am 29.08.2022: 144, 546 Kilometer
Mein Tag in Zahlen und Bildern
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