0945 – Es regnet als ich starte. Mein Regenmantel ist griffbereit, doch ich stelle mich zuerst nur kurz unter. So, wie es viele in Spanien tun. Alles geht vorüber.
Es gibt nur eine Brücke in Navia, die mich auf die andere Seite bringt. So wage ich den Weg am Fluss entlang, auch wenn der offizielle Weg nicht dort entlang geht. Wasser ist nunmal mein Element. Ich liebe es, am und im (warmen) Wasser zu sein.
Nach sieben Kilometern brauche ich ihn dann doch, meinen Regenmantel. Ich zögere, bis ich ihn anziehe – denn darunter ist es natürlich warm. Auch wenn ich ihn extraweit gekauft habe. Ich trage ihn nur für einen guten Kilometer, dann kann ich meinen Körper wieder befreien und er hängt nur noch über meinem Rucksack.
Nach elf Kilometern bin ich bereits am Ziel. Die Strecke heute war bewusst kurz gewählt, denn es sollten gestern ja fast 20 Kilometer werden. Waren es nicht. Umso mehr genieße ich die kurze Strecke heute .
Begegnungen auf dem Weg
Auf dem Weg begegne ich heute einem spanischen Pilgerpaar – Frau und Mann. Als beide eine Steigung geschafft haben, küssen sie sich. Wie schön.
Außerdem läuft ein älterer Pilgerer mit weißem Haar und weißem Bart an mir vorbei, während ich eine kurze Rast einlege.
Meine Unterkunft in La Caridad
Ich werde vom Inhaber absolut herzlich, freundlich und wohlwollend empfangen. Hier fühle ich mich gern gesehen und sofort wohl. #love
Bevor das ganze Eincheck-Prozedere losgeht, fragt er mich, ob ich ein Bier haben möchte. Ich freue mich und nehme dankend an.
Für einen kleinen Betrag gönne ich mir heute, dass die Wäsche im Hotel gewaschen wird. Mal sehen, ob ich morgen wieder rieche wie ein zuckersüßer Bonbon.
Persönlich zeigt er mir mein Zimmer und erwähnt, dass ich ein Superior-Zimmer habe. Wow! Ein kostenloses Upgrade. Danke.
Das Zimmer ist mit vielen kleinen Details sehr liebevoll eingerichtet. Vier Fenster nach zwei Seiten und ein Oberlicht im Bad. Mir gefällt’s sehr gut.
Während ich draußen sitze – die Sonne schaut etwas zwischen den Wolken hervor – mein Bier genieße und die Schultergurte meines Rucksack trocknen lasse, kommt der Inhaber und stellt mir einen kleinen Teller mit dünnen Scheiben Schinken hin. Ich freue mich über so viel Gastfreundschaft und der Schinken sieht auch sehr lecker aus.
Als ich ihm sage, dass ich kein Fleisch und kein Fisch esse, nimmt er den Teller wieder mit. Und schiebt sich lachend eine Scheibe in den Mund.
Später kommt er lachend wieder. Mit einem Teller voller kleiner Tomaten. Er zeigt auf seinen Garten. Danke. #love
Frühstück gibt’s morgen im Zimmer. Dafür – und fürs Abendessen – bin ich nochmal in den Ort zum Einkaufen gelaufen.
Fazit des Tages
Ich bin glücklich, dass es mir gelungen ist, meinen überaktiven Verstand wieder ruhiger zu stellen. So dass ich mein Herz wieder stärker wahrnehmen kann.
Und auch mein Magen beruhigt sich langsam wieder.
Die Strecke war relativ leicht, mit nur kurzen ansteigenden Passagen. Keine Sonne während des Laufens, nur einmal Regen.
Wenn die Strecken weiterhin so kurz sind, bin ich in 20 Tagen in Santiago de Compostela. Das liegt noch im Zeitlimit, dennoch freue ich mich, wenn ich früher da bin.
Mein Tag in Zahlen und Bildern
Gelaufene Strecke Camino 1.0:
387,317 Kilometer
Bisher gelaufene Gesamtstrecke auf meinem Camino 2.0 seit meinem Start am 29.08.2022:
222,908 Kilometer