Tag 2.20 – Tapia de Casariego bis Ribadeo

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Tag 2.20 – Tapia de Casariego bis Ribadeo

Was für ein Tag! Was für ein Weg! Ich möchte ihn als Schönsten aller bisherigen auf meinem Camino 2.0 bezeichnen. Das verschiebt den bisher Schönsten, zwischen Unquera und Cue, auf Platz zwei. Aber von vorn.

0800 – Zur vereinbarten Zeit stehe ich bereit und es wird mir ein Frühstück serviert. Auch wenn ich die Buffetform liebe, so habe ich es in Spanien sehr lieben gelernt, das Frühstück serviert zu bekommen. Erstmalig nachhaltig beeindruckend im Mai in Unquera.

Kurz nach neun Uhr laufe ich los. Es ist kühl, 17 Grad, ich trage mein langärmliges blaues Hemd. Noch dazu ist es windig.

Schon nach wenigen Metern sehe ich das Meer.  #love

Ich laufe quer über den breiten, goldfarbenen Strand in Tapia de Casariego. Mit Schuhen, ich bin ja gerade erst gestartet. Und viel zu faul, um meine Füße danach wieder zu trocknen, vom Sand zu befreien, usw. Ich laufe, mittig am Strand, durch einen kleinen Flußlauf, denn die Treppe auf der anderen Seite, zu der ich will, ist deutlich zu erkennen.

Heute laufe ich nicht den offiziellen Jakobsweg. Wenn es hier oben überhaupt noch einen Offiziellen gibt. Der „ganz Offizielle“ führt nicht am Meer entlang – diese Abzweigung war bereits gestern.

Natürlich gibt es auch hier die gelben Pfeile und die Jakobsmuscheln, die den Weg weisen. Und zusätzlich empfiehlt der eine Wanderführer diesen Weg und der andere Wanderführer jenen Weg. Also habe ich mir über die App Komoot kurzerhand meinen eigenen Weg gebastelt. Immer am Meer entlang.

Später wird sich herausstellen, dass ich sogar von meinem selbstgebastelten Weg noch abweiche. Mal, weil es den Weg nicht gibt – aufgrund der vielen Niederschläge hier im Norden ist sowas schnell mal zugewachsen – und mal, weil ich einen anderen Weg dann noch schöner finde.

Leider hat die App, die meinen Weg aufzeichnet, sich nach den ersten 500 Metern von selbst ausgeschaltet. Bemerkt habe ich das erst nach ca. sieben Kilometern. Ich finde das sehr schade, denn gerade am Anfang bin ich viel quer gelaufen. Einfach drauf los.

Ich liebe es, das Abenteuer – wenn ich durchs dichte Grün laufe und nicht weiß, was hinter der nächsten Kurve kommt.

Auch mein Rucksack ist heute nicht schwer. Obwohl ich Essen und 1,5 Liter Wasser bei mir habe. Natürlich ist er schwer. Vielleicht sogar schwerer als gestern. Oder genauso schwer. Nur kommt er mir heute leichter vor. Weil der Weg so schön ist. Weil ich mich so auf den Weg freue.

Was für Gegend. Was für Landschaften. Ich liebe es einfach, das Meer, mit den Bergen, mit den Steinen. Steilküste und Strand. Und dieser Wind, der heute den ganzen Tag weht, lässt die Wellen ordentlich groß sein.

Und dieser Wind sorgt auch dafür, dass ich am Abend einen Sonnenbrand im Gesicht habe. Ein Wind, der manchmal so stark ist, dass ich meine Beine versetzt stellen muss, um nicht von ihm umgepustet zu werden. So habe ich die Intensität der Sonne, die meist auch von leichten Wolken bedeckt war, unterschätzt.

An einer Stelle komme ich nicht weiter. Komoot zeigt mir zwar mehrere Wege, aber nirgends ist etwas, wo ich auch nur ansatzweise durchkommen könnte. Es besteht die Möglichkeit, dass ich weg vom Meer und zurück zu Straße gehe. Über Wiesen, mehrere hundert Meter.

Plötzlich taucht hinter mir eine Familie auf. Mutter, Vater, 15jähriger Sohn, 12jährige Tochter. Und diese Familie findet einen Weg. Einen Weg, an dem ich bereits vorbei bin. Und sie kommen nicht zurück.

Ich folge ihnen. Das Gestrüpp ist dicht. Der untere Teil meiner Beine ist später sehr zerkratzt. Und ich komme tatsächlich auf der anderen Seite der kleinen Bucht an. #danke

Dieser Familie begegne ich auf meinem Weg nun noch öfter. Sie sind genauso abenteuerlustig wie ich. #gemeinsamkeiten

Ich laufe sogar extra Schleifen, nur um am Meer zu laufen. Die Kilometer stören mich heute gar nicht.

Der Weg am Meer ist nun fast zu Ende und eine lange Brücke liegt vor mir. Wenn ich diese Brücke überquere, verlasse ich Asturien und werde von nun an in Galicien sein.

Auf der Brücke, die nach Ribadeo hinein führt, ist der Wind so stark, dass ich manchmal die Spur nicht halten kann und mich festhalten muss. Was ein Spaß. Ich lache laut.

Nachdem ich im Hotel angekommen bin, will ich in den Supermakrt. Morgen ist Sonntag und alles hat geschlossen. Auf dem Weg zum Supermarkt komme ich an einer Burgerbar vorbei. Da ich noch kein Angekommen-Getränk hatte und auch Hunger habe, beschließe ich, hier etwas zu essen und zu trinken. De Küche hat noch eine halbe Stunde, bis 17 Uhr, geöffnet. Glück gehabt.

Kurz vor der Beendigung meines Besuchs in der Burgerbar taucht eine Lady auf. Noch während ich denke, dass sie ja aussieht wie Idrina, ruft sie auch schon meinen Namen. Mona!?!

Wir umarmen uns. Was für ein glücklicher „Zufall“ (für mich gibt es keine „Zufälle“). Idrina habe ich am dritten Tag in der Albergue Pozueta kennen gelernt. Sie war die, die meine verlorenen Lieblingssocken gefunden hat und auch mitgenommen hat. Idrina werde ich auf ewig lieben.

Meine Unterkunft in Ribadeo

Hotel A. G. Porcillán *

Ich bin in dem Moment begeistert, als ich das Hotel betrete. Ich mag die Einrichtung, ich mag die Musik, ich mag das Ambiente und mich mag die Lady hinter der Rezeption. Freundlich und zuvorkommend.

Mein Einzelzimmer ist in der dritten Etage. Es ist liebevoll eingerichtet und absolut sauber. Es hat ein breites Bett (in dem schmalen Bett der letzten Nacht habe ich nicht so gut geschlafen), ich mag das Bild mit den beiden Elefanten an der Wand und ich mag den roten Fliesenboden im Bad. Es ist nicht sonderlich groß, mein heutiges Zimmer, dafür ist es relativ hochpreisig. Es war das Günstigste vom Preis-Leistungs-Verhältnis an diesem Samstag.

An diesem Tag wirft mich nichts mehr aus der Bahn. Ich bin glücklich und zufrieden.

Mein Tag in Zahlen

Gelaufene Strecke Camino 1.0:
387,317 Kilometer
Bisher gelaufene Gesamtstrecke auf meinem Camino 2.0 seit meinem Start am 29.08.2022:
253,814 Kilometer

Die ersten sieben Kilometer wurden nicht aufgezeichnet. Was sehr schade ist, denn ich habe mich quer über den Strand bewegt, habe einen eingezeichneten Fluss – welcher in diesem Moment nicht wirklich einer war – überquert und bin viele Treppen wieder hinauf gestiegen. Anhand der Bilder auf Komoot kann der Weg aber dennoch ganz gut nachvollzogen werden.

Ich konnte heute vor lauter Begeisterung gar nicht stoppen und habe mehr als 100 Bilder plus unzählige Videos aufgenommen. Hier meine kleine Auswahl:

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