Tag 2.9 – Unquera bis Cué

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Tag 2.9 – Unquera bis Cué

Als alleinreisende Nichtwanderin pilgernd auf dem Jakobsweg – dem Spanischen Küstenweg, dem Camino del Norte – unterwegs. 

0640 – Zusammen mit meinem Schlüssel hinterlasse ich der Hotelbesitzerin eine Nachricht, dass ich einen großartigen Aufenthalt in ihrem Hotel in Torrelavega hatte. Muchas gracias! ❤️

Ich laufe die 650 Meter zum Busbahnhof. Viertel nach sieben fährt er ab, mein Bus. Fünf nach acht werde ich in Unquera sein. Ich bin ein wenig aufgeregt, denn das ist die letzte Etappe, die ich im Mai mit der Bahn überbrückt habe.

Außerdem weiß ich noch nicht, wo ich heute Nacht schlafen werde. Aber ich bin im tiefen Vertrauen, dass sich etwas ergeben wird.

Im Bus sitzend stelle ich mal wieder fest, dass ich rieche wie Kaugummi. Oder wie ein zuckersüßer Bonbon. Dieses Waschmittel der Spanier – ich kenne es bereits – ist schon besonders. Vor allem wenn man sonst, wie ich, ein sehr mildes vom Duft her nutzt.

0750 – In San Vicente de la Barquera steigen drei Pilger dazu. Sie sind leicht zu erkennen an ihren großen Rucksäcken und ihren Teleskopstöcken.

Ich kann sie verstehen. Ich habe die letzten Kilometer nach San Vicente de la Barquera als sehr, sehr mühselig in Erinnerung. Kilometerlang zieht sich ein rot asphaltierter Weg direkt neben der Straße in den Ort hinein.

1221 – Was für ein Weg heute! Definitiv einer der Schönsten von den 500 Kilometern, die ich bisher auf dem Camino del Norte gelaufen bin. Teilweise herausfordernd – für mich als Nichtwanderin – aber immer wunderschön. Es geht über Wiesen, Steine, mitten durch weidende Rinder und rechts fast immer das Rauschen des Atlantiks. Ich liebe es einfach.

Ich buche meine Unterkunft für heute Abend. In Cué. So weit wollte ich eigentlich nicht laufen, aber der Weg ist so schön, dass schaffe ich schon.

1315 – Vor zehn Minuten hat mich ein Spanier, als ich an seinem Haus vorbei lief, auf ein Bier eingeladen. Ich habe dankend abgelehnt. Er deutete mir an, langsamer zu machen. Jetzt denke ich: Schade, dass ich seine Einladung abgelehnt habe. 13,888 Kilometer habe ich heute bereits hinter mir. Es ist warm. Ich kann gar nicht so viel trinken, wie ich schwitze.

1335 – Am Campingplatz La Paz kaufe ich ein Aquarius und ein Maddalenas. Für 3,80 Euro. Und jetzt, während ich am Meer sitzend das eben Gekaufte genieße, fällt mir auf, dass das ganz schön viele Euros sind für diese zwei Dinge. Nunja, Haken dran. Ich habe nicht aufgepasst und der Verkäufer, sollte er sich wissentlich aufgrund meiner rudimentären Spanischkenntnisse bereichert haben, darf mit seinem Gewissen allein leben.

1500 – Ich hüpfe von Schattenplatz zu Schattenplatz. Ok, ich hüpfe nicht ich schlürfe. Es ist warm. Und 17,317 Kilometer liegen hinter mir. Und noch ein paar vor mir. Wieviele weiß ich nicht.

1610 – Der Weg zieht sich wie Kaugummi. Er ist schön, keine Frage. Aber ohne Meer sehr trocken für mich. Es geht bergauf und bergab. Fast ausschließlich auf Schotterpisten.

1650 – Mein Wasser ist leer. In Andrín, der Ort durch den ich gerade laufe, gibt es kleinen Lebensmittelladen. Und er öffnet in zehn Minuten. Typisch spanisch wird er in frühestens 15 Minuten öffnen.

1800 – Ich bin da! 25 Kilometer liegen hinter mir. Das ist viel. So viel bin ich noch nicht mal im Mai oder Juni gelaufen. Meine Füße tun weh. Aber ich bin da. Endlich. Ich hab’s geschafft. Yeah! Die Rezeptionistin lädt mich ein, an den Strand hinunter zu gehen. Das ist mir zu weit. Sie sagt, dass er gar nicht weit sei. Ich lächle. Sie fügt hinzu, dass das wohl nur gilt, wenn man nicht bereits so viel gelaufen ist, wie ich es heute getan habe.

Meine Unterkunft

Mein Zimmer im Hotel Migal habe ich während meiner ersten Pause heute, völlig euphorisiert vom Weg, gebucht, ohne großartig zu recherchieren oder Preise zu vergleichen. Mir gefiel, dass es gleich am Strand sein soll und das es nicht weit weg von Llanes, meinem morgigen Ziel, sein soll.

Ich bin absolut begeistert. Von der weitläufigen Wiese rund um das Hotel – mit vielen verschiedenen Sitzgelegenheiten – habe ich einen fantastischen Blick auf den Atlantik und seine Wellen, die heute besonders wild und hoch sind.

Die Einrichtung des Zimmers ist etwas in die Jahre gekommen. Die Fliesen im Bad, in ihrem gelb-grünen Muster, sind 70er Style. Dennoch ist alles gepflegt und sehr, sehr sauber.

Und die Matratze muss neu sein. Sie ist absolut komfortabel – ich werde fantastisch schlafen.

Hier würde ich wieder übernachten wollen.

Fazit des Tages

25 Kilometer sind zu viel für mich. Das schaffe ich nicht. Das muss ich nicht schaffen. Und das will ich auch nicht schaffen. Zumindest jetzt noch nicht. Als Nichtwanderin, die seit ihren Unfällen im Juni nicht mal mehr die Fitness besitzt, die sie noch im April hatte.

Und dennoch war diese Etappe so wunderschön, dass ich auf keinen Fall bereue, sie gelaufen zu sein. Absolute Laufempfehlung!

Bewusstsein

Herausforderungen geschehen nicht, um dich zu brechen. Du erfährst sie, damit du erkennst, wieviel Kraft in dir steckt. Damit du lernst, diese Kraft als deine Kraft anzunehmen und wertzuschätzen.

Bisher gelaufene Gesamtstrecke auf dem Camino 2.0 seit meinem Start am 29.08. 2022: 124,686 Kilometer

Mein Tag in Zahlen und Bildern

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