Heute Morgen bin ich aufgewacht und alles war gut. Ich freue mich wieder auf mein Abenteuer und alle Gedanken, die Reise aufzugeben, sind nicht mehr existent.
Ja, gestern Abend hätte ich am liebsten aufgegeben. Und ich war sehr froh, dass ich die folgenden beiden Übernachtungen bereits reserviert hatte.
Während ich gestern – hungrig! – meine Wäsche wusch, war es für mich unvorstellbar, dass ich das die nächsten sieben Wochen so tun würde: Am Abend die Kleidung waschen, die ich tagsüber am Körper trage.
Ich war genervt, dass ich alles zusammen suchen musste und nichts an seinem gewohnten Platz war.
Das Wasser aus der Leitung schmeckte nach Chlor – auch hier war ich genervt.
Natürlich war ich auch davon genervt, dass ich noch nichts gegessen hatte, ich meinen Rucksack als zu schwer empfand und so weiter, und so weiter.
Irgendwann geriet ich in die Beobachterpositon und beobachte die genervte Mona. Lächelnd stellte ich fest, wie bequem ich es mir in meiner Komfortzone, zu Hause, bereits gemacht hatte.
Doch das Wichtigste: Heute Morgen war alles wieder gut! Ob es daran lag, dass ich mehr als vier Stunden – so wenig waren es in der Nacht zuvor – geschlafen hatte oder am guten Essen, am guten Wein, oder, oder, oder. Ich war wieder im Frieden. Mit meiner Reise, meinem Rucksack, seinem Inhalt und mit der Wäsche, die mich täglich erwarten würde.
Jetzt wird auch nichts mehr zurück geschickt. Stand heute. Ich habe meinen Rucksack nochmal umgepackt und die Sachen aussortiert, die ich als zu schwer empfand. Da ich am Vormittag aber weder Lust noch Zeit hatte, mich zu einer Post zu begeben, blieben am Ende drei Dinge übrig, die ich im Hotel ließ: die Sonnencreme, die Isomatte und meine Schuhe. Alles Dinge, zu denen ich mich selbst überredet hatte oder zu denen ich mich überreden ließ.
Nun, mit den anderen Schuhen, bin ich leichtfüßiger unterwegs. Und selbst mein Rucksack fühlt sich nicht mehr so schwer an. Obwohl ich einen Liter Wasser mehr dabei habe als gestern.
Und wieder klingen Worte in meinem Ohr, die ich schon mal gehört hatte: Du gewöhnst dich an den Rucksack – am Anfang ist es ungewohnt.
Erneut bestätigte Erkenntnis:
Wenn du unzufrieden bist, kann nichts und niemand dich glücklich machen. Das darfst du zu allererst mit dir selbst und in dir ausmachen.
Wie oft passiert es dir, dass du andere für dein Unglücklichsein verantwortlich machst? „Er hat dies getan.“ „Sie hat jenes gesagt.“ „Der Zug kommt schon wieder zu spät.“
Es ist dein Gefühl. Niemand anderes als du selbst hat Einfluss auf dieses Gefühl. Du entscheidest!
In Bordeaux suchte ich mir für heute Mittag ein Restaurant aus, in dem ich essen wollte, bevor mein Zug abfuhr. Meine Navigation und ich schienen jedoch eine unterschiedliche Sprache zu sprechen. Oder ich wollte mich mal wieder durchsetzen. Wie auch immer – der Weg zum Restaurant – in Bahnhofsnähe – wurde nicht kürzer. Seltsamerweise aber auch nicht länger.
Auf meinem Umweg entdeckte ich ein kleines, unscheinbares Restaurant. PETIT GRAIN. Ich entschied mich spontan, dort etwas zu essen. Welch ein Gewinn! Es war kein kulinarisches Highlight, aber die wunderbaren Menschen dort …. Eine lockere und ungezwungene Atmosphäre war hier wahrzunehmen, in diesem Inklusionsprojekt. Zwei von den vier Menschen, die dort arbeiteten, waren gehbehindert. Als ich ging, saßen alle vier am Tisch und aßen gemeinsam. Werde ich wieder kommen? Ja!
Erkenntnis des Nachmittags: Mach dich locker im Kopf. Hab Mut zur Lücke, lass dich ein und hör auf, alles mit Vorherigem zu vergleichen.
Au revoir, Bordeaux. Wir werden uns ganz sicher wieder sehen.
Und, weil es so schön ist, noch ein paar Eindrücke aus Saint Jean de Luz, Ciboure.
Morgen werde ich zum ersten Mal 20 Kilometer am Stück laufen. Heute waren es ca. zehn Kilometer. Und ich werde die Grenze zu Spanien überschreiten.
Ein Kommentar
Käse und Baguette gehen durch. Wein hätte ich nicht genommen und dann eine schöne französische Salami und ein Bier 🙂 !