Wie kam ich auf die Idee, pilgern zu wollen?

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Wie kam ich auf die Idee, pilgern zu wollen?

Hier schreibe ich von dem Moment, als ich das erste Mal etwas zum Thema Pilgern in der Hand hielt. Bis zu einem Zeitpunkt wenige Tage vor meiner Abreise. Mit all den Hürden und Schwierigkeiten, die mich in diesem Zeitraum begleitet haben und wachsen ließen. Ein sehr persönlicher Beitrag.

Wie kam ich auf die Idee, zu pilgern?

Der Gedanke, mit dem Rucksack unterwegs zu sein, löst bei mir wohl eine Art Freiheitsgefühl aus. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich schon so viele, viele Jahre den Wunsch verspüre, für mehrere Wochen als Backpackerin durch die Länder zu reisen. In meinem Kopf war jedoch immer die Vorstellung, dass meine erste Reise als Rucksacktouristin mich nach Asien führen wird.

„Pilgern?“

„Ja, schon von gehört.“

„Ich?!?“

„Nein!“

Wandern zählte noch nie unbedingt zu den Dingen, die mich begeistern. Und mein Bedarf an ländlicher Einöde ist für den Rest meines Lebens auch gedeckt. Dachte ich.

Einen ersten Eindruck, dass Pilgern auch anders sein kann, durfte ich am 15.12.2020 erfahren. Einen Tag vor dem Lockdown stand ich in einem großen Sportartikelladen plötzlich vor den Büchern. Mein Auge sah das Meer auf diesem Outdoor-Reiseführer und kurzum blätterte ich in dem Buch über den Spanischen Küstenweg.

„Oh!“

„Ach!?“

„Echt?!“

„Es gibt einen Weg am Meer entlang?“

Ich liebe das Meer. Das Rauschen, den Duft, die Weite – so viele meiner Sinne werden angesprochen.

Nach einigem Ringen mit mir selbst – „Du hast schon so viele Bücher.“ und „Du wolltest ganz was anderes kaufen.“ – stand ich an der Kasse und bezahlte das Buch. Und ein weiteres dazu, welches sich mit den Basics zum Thema Pilgern auseinandersetzt.

Ganz hibbelig kam ich zu Hause an und war für zwei Stunden in beide Bücher vertieft. Je mehr ich las, umso klarer wurde es mir: Das ist es, was ich will! Ich werde bis nach Santiago de Compostela laufen.

Erste Vorbereitungen wurden getroffen.

In den nächsten Tagen wühlte ich mich durch das gesamte Netz, fand Pilgergruppen, Apps und Seiten, die die Wege beschrieben, Packlisten, Empfehlungen und noch vieles mehr.

Und neue Fragen tauchten auf:

  • Wo will ich starten?
  • Was brauche ich noch, was habe ich bereits?
  • Was will ich anziehen? (ob das eine typische Frauenfrage ist – wie es oft dargestellt wird – kann ich nicht sagen, ich stellte sie mir jedenfalls)
  • Wieviel Geld brauche ich?
  • Was werden meine Kinder sagen, so lange allein zu Hause zu sein? Kann ich sie überhaupt allein zu Hause lassen?

Wenige Wochen und ein paar Antworten später war es soweit: Ich wusste, wo ich starten will: Im spanischen Irun. Die erste Übernachtung für Anfang April 2021 war gebucht.

Leben passiert.

Ich musste alles absagen, denn es folgte ein weiteres Jahr der Einschränkungen aufgrund von Covid. Aber der Funke war der entzündet, meine Entscheidung, mein Entschluss stand fest.

Du gehst den Weg, sobald du beschließt, ihn zu gehen.

Kommentar eines Pilgers

Wie wahr diese Worte sind, kann ich heute rückblickend, mit dem Abstand eines ganzen Jahres, absolut bestätigen.

Sie war noch nicht da, meine Zeit zu pilgern. Ich war noch nicht bereit, mein Leben war noch nicht bereit, damit ich diesen Weg gehen kann. Und so wurde mein Leben erstmal aufgeräumt und viel Unpassendes entfernt.

Überholte Denkweisen durften gehen, wahre Selbstliebe durfte einziehen. Heilung und inneres Wachstum standen ganz oben seit meinem Entschluss, den Spanischen Küstenweg gehen zu wollen.

Damals war es mir nicht so klar, aber ich hatte es mir selbst erneut gegeben, dieses JA zu mir, dieses JA zu meinen Weg. Komme was wolle.

Inneres Wachstum an sich ist leicht. Wenn es gelingt, nur auf sein Herz zu hören.

Sehr oft war da jedoch mein wunderbarer Kopf mit all seinen Gedanken und Befürchtungen. Und er wollte, trotz aller Widrigkeiten, an Altgewohntem festhalten. Mit den subtilsten Mitteln versuchte er mir einzureden, warum etwas nicht gehen kann.

In dieser Zeit etablierte ich das Loslassen lernen in mein System.

Das Leben kann schwer sein, wenn Kopf und Herz sich nicht im Einklang befinden. Und manchmal, gerade am Anfang der Bewusstseinswerdung, ist es nicht klar, wer von beiden jetzt spricht.

Dennoch müssen sie getroffen werden, die großen Entscheidungen, die das Leben nachhaltig beeinflussen und wenden. Die Angst, vor dem, was passieren könnte, muss überwunden werden.

Aber ist er erst gefunden, der Mut, diesen neuen und ganz anderen Weg zu gehen, wird eine unglaubliche Energie freigesetzt und die spätere Auseinandersetzung mit der Frage, warum dieser Schritt nicht schon viel früher getan wurde, wird lächelnd und dankbar angenommen. Mit dem Vorsatz, bei der nächsten großen Entscheidung nicht so lange zu hadern.

Ende Juli 2021, ich wollte das Ende eines Lebensabschnitts noch immer nicht wahrhaben, sprach mein Körper sehr deutliche Signale. Wenn ich jetzt weiter meinem Kopf folgen und mein Herz ignorieren würde, würde ich sehr, sehr unglücklich werden.

Damit es mir wieder gut geht, muss ich aufhören zu arbeiten.

Bääämmm! Dieser Satz schlug ein wie ein Bombe – in mein System, welches ich mir in den letzten Jahren aufgebaut hatte – und katapultierte mich direkt in die Arbeitsunfähigkeit.

Die Fragen, die unweigerlich nach solch einer Erkenntnis – es kann unmöglich so weiter gehen wie bisher – kommen, kennt jeder Mensch, der nicht mehr glücklich ist mit dem was er tut. Oder der sich damit beschäftigt hat, eine bestimmte Situation im Leben nicht mehr tragen zu wollen und diese zu verlassen.

  • Lasse ich die Menschen in diesem Umfeld im Stich?
  • Woher soll das Geld für Miete, Strom, etc. kommen?
  • Was werden meine Kinder, Freunde, Eltern, … sagen?

Mut ist, wenn du auf dein Herz hörst und dennoch springst.

Es ist unbezahlbar, wenn du erkennst, dass die Meinung der Anderen nur eine Meinung ist und genau NICHTS mit dir zu tun hat.

Manchmal vergesse ich, wie wichtig es für mich ist, mich selbst an erste Stelle zu setzen. Denn nur, wenn es mir gut geht, kann es auch den Liebsten in meinem Leben gut gehen. Wie im Flugzeug, bei Druckabfall in der Kabine: Bitte versorgen Sie zuerst sich selbst und erst danach die Menschen neben Ihnen.

Nachdem ich mich also wieder einmal bewusst für mich, für mein Leben und für einen neuen Weg entschieden hatte, kam kurz darauf das zu mir, was mein weiteres Leben nachhaltig beeinflussen sollte: Die Großmütter fanden im August 2021 ihren Weg zu mir.

No one comes to this work unless we call them.

Niemand, den wir nicht rufen, fühlt sich von dieser Arbeit angezogen.

Die Großmütter

Die Lehren der Großmütter über das Leben des weiblichen Prinzips, Yin, hielten Einzug in mein Leben und durch diese veränderte Wahrnehmung änderte sich mein Leben nach und nach und tut es noch immer.

Und auch hier erforderte es meinen ganzen Mut, mit dieser neuen Arbeit, die im Inneren vollzogen wird, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ist es doch ein ganz anderer Weg als der, den ich bisher gegangen bin und den die Gesellschaft gewohnt ist.

Hätte es diesen weiteren Meilenstein in meinem Leben auch gegeben, wenn ich verbissen am Alten festgehalten hätte? Wohl kaum.

Da war er wieder, der Wunsch zu pilgern.

Zum Jahreswechsel 21/22 – ich war noch immer nicht bereit, meinen Brotjob aufzugeben und mich ganz meiner neuen, inneren Arbeit zu verschreiben – stellte die wunderbare Petra die Frage „Was wolltest du schon lange machen, hast es aber bisher nie getan? Jetzt ist deine Zeit! Dein Leben hier ist nicht unendlich.“

„Nichts“ war das Erste, was mir in den Sinn kam. Ich fühlte mich von allem ausgebremst. Auf die Idee, dass ich mich selbst ausbremse, wäre ich im Traum nicht gekommen.

Und dann, plötzlich, ein Blitz – ein Gedankenblitz: PILGERN.

Ja! Stimmt! Da war ja noch was, was ich schon so lange tun wollte.

Kurze Zeit später landete ich auf dem Blog einer Pilgerin, die zu Fuß von Mölln nach Santiago de Compostela gelaufen war. Sehr spannend! Das wollte ich auch. Zu Fuß von Hamburg nach Santiago de Compostela. Urlaub hatte ich noch genug – die Zeit müsste ausreichend sein.

Und ich wollte meinen Weg über Paris gehen. Ich war noch nie in Frankreich.

Hamburg – Dortmund – Paris – Bordeaux. Nach Bordeaux schräg runter an den Atlantik und dann immer weiter am Meer entlang – bis nach Santiago de Compostela. Mehr als 3000 km zu Fuß.

Viele gelesene Beiträge und einige heißgelaufene Routenplaner später musste ich feststellen, dass meine Zeit wohl doch nicht für einen Fußweg ab Hamburg ausreichen würde.

Ok, dann ab Paris laufen. Oder doch ab Bordeaux? Oder lieber erst ab Biarritz? Sicher war inzwischen nur: Mein Weg soll in Frankreich starten.

Wieviel Zeit werde ich haben, um meinen Weg zu gehen?

Diese Frage wurde mir abgenommen. Und auch die Entscheidung, ob ich an meine Arbeitsstelle zurück gehe. Ich selbst, vielmehr mein Kopf, wollte diese endgültige Entscheidung darüber auf meinem Pilgerweg treffen.

Im April 2022 hat sie das Leben (das Universum, die Quelle, das Göttliche – wie auch immer du das, was alles zusammen hält, nennen willst) – im Einklang mit meinem Herz – für mich getroffen. Und ich habe nicht dagegen gekämpft, sondern angenommen, was sich mir bot.

Auch wenn es mehr als ungewohnt war, mich so dem Geschehen hinzugeben und mich im Vertrauen zu üben, bin ich heute mehr als fein mit dem Ergebnis – endlich gibt auch mein Kopf Ruhe.

Mich immer wieder daran zu erinnern, dass alle Absichten und Wünsche in der perfekten Form und zum perfekten Zeitpunkt in meinem Leben erscheinen, hilft mir, meine große Ungeduld im Zaum zu halten.

Es geht los.

Nun, Anfang Mai 2022, viel Lebenserfahrung und eine Arbeitsstelle später, habe ich den Flug nach Paris, die Zugfahrten nach Bordeaux und Guéthary und die ersten drei Übernachtungen fix gebucht.

Nichts davon war in dieser Form zu einem früheren Zeitpunkt in meinen Überlegungen enthalten.

Ich freue mich auf meinen Weg. Denn ich weiß, jetzt ist er da, der richtige Zeitpunkt. Es fühlt sich gut an, es fühlt sich rund an.

Und ich will jeden Tag auf meiner Seite über meine Erlebnisse berichten.

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