Eine alleinreisende Nichtwanderin pilgert auf dem Jakobsweg. Hier auf dem Spanischen Küstenweg, dem Camino del Norte.
0730 – Ich wache auf – nachdem ich in der Nacht ein paar Stunden wach lag – und fühle mich krank. Jetzt weiß ich, warum der Weg gestern für mich so anstrengend war.
Eine Stunde brauche ich, bis ich aufstehe. Eine Mücke war in dieser Nacht in meinem Zimmer.
Kennst du das? Du schläfst, es summt an deinem Ohr und du haust zu. Aufs Ohr. Und ich denke, die Mücke lacht sich ins Fäustchen, während du dein Trommelfell strapazierst.
Zweimal habe ich heute Nacht zugeschlagen. Mir aufs Ohr. Und am Morgen grinst sie mich an, von ihrem Platz an der Zmmerdecke. Dort klebt jetzt auch mein Blut, nachdem ich sie mit dem Handtuch erwischt habe.
Ich werfe mir ein paar Vitamin– und Mineralstoffkapseln ein. Und verzichte auf das Frühstück mit Weißbrot und Co. Wasser und Kanarische Bananen reichen fürs Erste.
Und schon innerhalb einer Stunde geht’s mir besser.
Der heutige Weg hat’s in sich. Mindestens drei Alternativen gibt es. Keine ist so begehbar, wie ich es bisher gewohnt war. Ich weiß, welchen Weg ich gehen will und fotografiere die Buchseiten und gleiche zwei Apps ab. Am Ende ist alles viel unkomplizierter, da der Weg, den ich gehen möchte, besser ausgeschildert ist, als es angekündigt ist.
1135 – Die Abwärtswege erfordern hohe Konzentration. Nicht nur Schotter, sondern viele kleine und größere Steine liegen auf dem Weg.
Ein spannender Weg. In den Ort hinein geht es bergauf, aus dem Ort hinaus geht es bergab. Es sind drei Orte und es wiederholt sich immerzu. An der tiefste Stelle, mitten im Wald, heißt es jeweils, einen kleinen Flusslauf zu durchqueren. Welch ein Glück, dass ich wasserfeste Schuhe anhabe.
Bewusstsein
Auch heute darf ich wieder mein schlechtes Gewissen umarmen. Es hält sich hartnäckig, ob meiner vielen kurze Strecken. Mona, andere laufen viel weiter als du. Mona, wann willst du ankommen? Mona, Mona, Mona, ….
Meine heutige Unterkunft in Santa Marina
Heute laufe ich einfach los. Ich weiß, wo ich heute ankommen möchte – mir gefällt das Haus und mir gefällt der Preis für die Übernachtung.
Aber über gängige Portale ist diese Pension nicht buchbar. Also setze ich darauf, dass ich, wenn ich vor Ort bin, ein Zimmer bekomme.
Sollte das nicht klappen, spielen sich in meinem Kopf ganz automatisch Filme ab. Einer davon ist, dass ich auf meiner Luftmatratze, die ich immer noch bei mir trage, am Strand schlafe.
Doch keiner dieser Filme wird heute wahr werden. Die Pension hat ausreichend freie Zimmer.
In der schräg gegenüberliegenden Bar Gayo melde ich mich an und bezahle das Zimmer. Und trinke mein für-heute-geschafft-Bier.
Das Zimmer ist nicht perfekt. Meine hochsensibel Wahrnehmung nimmt, wie immer, alles wahr. Darf sie.
Im Zimmerpreis inkludiert ist ein Frühstück. Das ist absolut günstig und ich wünsche mir, dass mehr Menschen ihre Etappen so planen, dass sie hier ankommen können. Und nicht zwingend an den „offziellen“ Etappenenden enden müssen.
Am Abend sitze ich in der Bar bei einem Sidra und einem Salat. Hier scheint der Treffpunkt des kleinen Ortes zu sein. Ein Kommen und Gehen. Alle kennen sich. Verständlich, denn es sind ganz wundervolle Menschen – freundlich und offenherzig – die die Bar und die Pension betreiben.
Fazit des Tages
Wenn es sich für dich gut und richtig anfühlt, dann ist es für dich gut und richtig. Und für niemand anderen muss es gut und richtig sein. Vertraue dir!
Mein Tag in Zahlen und Bildern
Gelaufene Strecke Camino 1.0:
387,317 Kilometer
Bisher gelaufene Gesamtstrecke auf meinem Camino 2.0 seit meinem Start am 29.08.2022:
175,528 Kilometer
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